Jupp Steinhoff Maler
Als Sohn der Hoteliers Franz und Wilhelmine Steinhoff wurde er in ein Elternhaus hinein geboren, das von christlichem und sozialem Bewusstsein geprägt war. In der Familie gab es eine sehr ausgeprägte musische Begabung, die Komponisten, Schauspieler, Kapellmeister und Filmregisseure hervorbrachte. Schon in der Schulzeit äußerte Steinhoff den Wunsch, die Schule frühzeitig zu verlassen, um die Malerei zu erlernen.
Noch vor dem Abitur 1926 am Mariengymnasium in Werl wurde er mit "Soester Künstlern" bekannt und trat der Jugendbewegung "Neu - Deutschland" bei. In dieser Zeit entstanden bereits erste Holzschnitte und Zeichnungen. Im Jahre 1921 beschloss er im Alter von 16 Jahren Mitglied der "Westfälischen Künstler und Kunstfreunde" zu werden und beteiligte sich ab 1923 an deren Ausstellungen. Nach dem Abitur 1926 zog es den jungen Mann nach Berlin, wo er zunächst das Studium der Kunstgeschichte aufnahm. 1927 wechselte er zur Hochschule für Bildende Künstler über. Hier studierte er bei Bernhard Hasler, einem Schüler Emil Orliks und Lovis Corinths, und bei Walter Rössner, der ebenfalls ein Corinth-Schüler war, unter anderem Porträtmalerei. Seine Modelle fand er unter den Kindern zahlreicher jüdischer Familien in Berlin. Er beteiligte sich an Ausstellungen der Berliner Secession, einer jungen, modernen Künstlergruppe, die sich in Berlin am Ende des 19. Jahrhunderts vom bis dahin dominierenden akademischen Kunstbetrieb abgespalten hatte. Erster Präsident wurde 1898 Max Liebermann, Mitglieder waren neben seinen Lehrern u. a. Ernst Barlach, Max Beckmann, und Käthe Kollwitz, deren Einfluss auf das Schaffen Steinhoffs sichtbar ist. Im Jahre 1928 beteiligte sich Steinhoff an der "Zweiten großen Westfälischen Kunstausstellung" in Hagen. Die Motive der ausgestellten Werke trugen ihm den Ruf eines Heimatmalers ein. Im gleichen Jahr ging er, um seine Ausbildung zu vervollständigen nach Paris und studierte an der dortigen "Ecole des beaux arts". Zum Nachlass gehört auch eine Zeichnung mit dem Titel "Trocadero", die aus dem Jahre 1928 stammt und diese Pariser Zeit widerspiegelt, in der er sich der farbigen und dem Expressionismus verpflichteten Malerei zu wandte. 1930 wohnte er wieder in Berlin, wo er eine Ausbildung als Kunsterzieher machte und in den Schuldienst eintrat. Berlin in den 20- und 30er Jahren als künstlerische Heimat, motivierte zu einem breit gefächerten Themenkatalog, der von Bildern der Großstadt, über Porträts bekannter und unbekannter Personen (Kinder, junge Frauen, mondän, unbekümmert oder natürlich) bis hin zu Industrie – und Architekturbildern reichte. Nach seiner Entlassung aus dem Schuldienst im Jahre 1934, widmete er sich der Ausstellung seiner Werke; u. a. beteiligte er sich 1935 zusammen mit Mataré an einer Ausstellung im Märkischen Museum in Witten. Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung heiratete er und zog mit seiner Frau zunächst ins Ruhrgebiet und dann nach Köln. Die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs brachten Steinhoff dazu, seine bisherigen Themen zu überdenken. Er thematisierte nun die menschliche Existenz und ihre Werte, seine Selbstzweifel und seine Trauer. Die Gemälde "Ich klage an", "Trauernde Frauen", "Totentanz" stehen für diese Nachkriegsjahre. Aus dieser Zeit stammen auch Werke, die die seelische Erschütterung der Kriegserlebnisse widerspiegeln, aber auch Zeichnungen des Ruhrgebietes und seiner großindustriellen Anlagen. So beteiligte er sich 1949 an einer Kollektivausstellung im Karl-Ernst-Osthaus- Museum in Hagen, die den Titel "Malerei nach der Katastrophe" trug.
Ab 1950 bis 1967 konnte er den Lebensunterhalt seiner Familie, zu der bald auch zwei Töchter gehörten, als Studienrat für Kunsterziehung in Köln sichern. Seit den 1950er Jahren wurden seine beiden Töchter zu seinen Lieblingsmotiven, die er bis zu seinem Tode immer wieder malte. Aus Bildern wie "Inge mit Teddybär", (1957) oder "Ruth mit Mütze" (o. J.) spricht seine Liebe zu seinen beiden Kindern.
Weitere Motive fand er im Dorf Bilstein, wo seine Eltern und Geschwister lebten und wo die Familie ein Ferienhaus besaß. Seine Natur- und Heimatverbundenheit fand ihren Niederschlag in vielen Bildern, in denen er Landschaften und Orte seiner Umgebung variationsreich porträtiert. Bilder aus dieser Zeit sind die Gemälde "Blaue Berge im Sauerland", (1953) oder "Schloß" aus dem Jahre 1957. Seit dem Ende der 1950er Jahre entstanden auch Ölgemälde auf den Ferienreisen der Familie. Hier sind u. a. zu nennen "Englisches Fischerdorf bei Ebbe" (1958) "Peleponnes" (1959), "Weiße Wildpferde" (1960), "Küste in Belgien" (1962). In den 1960er Jahren wandte er sich auch sozialkritischen Themen zu. Es entstanden Bilder wie "Streik" (1962), "Aussperrung" (1965), "Flüchtlinge" (1965), "Aufruhr" (1966). Beispiele seiner Porträtkunst finden sich in Werken wie dem Porträt von Fritz Viegener (1971), oder dem Porträt des Schauspielers E. Stolzenburg (o.J.). Entgegen den Zeitströmungen hielt Jupp Steinhoff stets an der figürlichen Malerei fest. Der Nachlass verdeutlicht seine enorme stilistische und technische Vielfalt. Die Techniken reichen von Zeichnungen (Bleistift, Rötel, Kreide) über Drucke (Holzschnitt, Linolschnitt) bis hin zu farbigen Ölgemälden (150 Werke) und Aquarellen (9 Stück). Insgesamt wurden bei einer Schnellinventarisation 250 Werke verzeichnet, Kunstmappen mit Einzelskizzen wurden dabei als eine Nummer aufgenommen. Steinhoff hat während seiner Schaffenszeit alle seine Werke fotografiert, so dass mit Hilfe dieser Fotos, die ebenfalls vollzählig zum Nachlass gehören, die Rekonstruktion seines Gesamtwerkes möglich sein wird.